Armenkolonien auf UNESCO-Welterbeliste
Neue Welterbestätten für Belgien und die Niederlande
Die Armenkolonien - Wortel in Belgien und Veenhuizen und Frederiksoord-Wilhelminaoord in Niederlande - wurden in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Die Entscheidung traf das Welterbekomitee am 26. Juli 2021 auf einer internationalen Tagung in Fuzhou (China). Das Welterbekomitee würdigt mit diesem Schritt die Armenkolonies als Zeugnis eines ebenso außergewöhnlichen wie einscheidenden, groß angelegten sozialen Experiments zur Bekämpfung der herrschenden Armut durch die Einrichting von Agrarkolonien in entlegenen Inlandsgebieten.
Die Aufnahme bildet den krönenden Abschluss einer jahrelangen Zusammenarbeit zwischen Belgien und Niederlande, zwischen vier Provinzen, acht Kommunen, der flämischen Agentur für Bauliches Kulturerbe, dem niederländischen Reichsdienst für Kulturerbe, der flämischen Stiftung Kempens Landschap sowie zahlreichen weiteren Partnern. Die Armenkolonien sind damit das erste Welerbe, das nicht von einem Staat zur Nominierung vorbereitet wurde, sondern von den Gebieten selbst, under der Federführung der Provinz Drenthe und der Stiftung Kempens Landschap.
Tatkräftige Kooperation und eine gemeinsame Vision führten dazu, dass diese Erbstätten künftig auch welweit Anerkennung finden. Damit beginnt für die Armenkolonien eine neue Ära.
Eine außergewöhnliche Geschichte
Die niederländisch-flämischen Armenkolonien entstanden zwischen 1818 und 1825 als integrale Lösung zur Armutsbekämpfung. Nach den Napoleonischen Kriegen waren Armut end Bettelei im Königreich der Vereinigten Niederlande (Niederlande, Belgien und Luxemburg) weit verbreite, insbesondere in den Städten. Mit der Gründung der Kolonien wurde die karge Landscaft durch menschliche Eingriffe neu geordnet und mit einer gleichmäßigen geometrischen Struktur überschrieben. Die so entstandene Kulturlandschaft mit großzügig angelegten Alleen, Siedlerhäusern, Anstarten und Höfen, Feldern und Weideland spiegelt die aufgeklärten Ideen der Zeit wider.
Einde Spaziergang durch die verschiedenen Kolonien führt in die Vergangenheit und obwohl die einstigen Sidler längst verschwunden sind, sind ihre Spuren noch heute deutlich sichtbar. Sie zeigen, wie die Menschen vor zwei Jahrhunderten mit der Bekämpfung der Armut experimentierten und wie eine sich wandelende Sozialmoral die Landschaft prägte.
Hochauflösende Bilder stehen unter www.kolonienvanweldadigheid.eu/persmap zum Download bereit.